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Afghanistan

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Afghanistan – Wildes Land am Hindukusch



Afghanistan ist ein zerklüftetes Hochgebirgsland im Herzen Asiens. Früher reisten junge Menschen aus Europa, Amerika und Australien auf dem sog. „Hippie-Trail“ zu Hunderttausenden nach Afghanistan. Das wilde, ungebändigte Land symbolisierte für sie eine grenzenlose Freiheit. Es war „In“ nach Afghanistan zu reisen. Mit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen im Jahre 1979 wurde die Einreise immer schwieriger und unter der Herrschaft der Taliban hatte sich das Land von der übrigen Welt völlig isoliert. Ich hatte das Glück das Land vor der Taliban-Herrschaft für zwei Wochen besuchen zu dürfen.


Ankunft in Kabul


Der knapp zweistündige Flug von Taschkent nach Kabul war angenehm ruhig. Aus dem Flugzeug schaute ich auf die schroffen Gipfel des Hindukusch. Das Gebirge, das sich vom Pamir und Karakorum im Nordosten bis zum Kuh-i-Baba Gebirge im Westen erstreckt, bildet die westliche Fortsetzung des Himalaya. Es zieht sich als gewaltige Barriere quer durchs Land. In der Hauptkette erreichen mindestens 20 Berge Höhen über 7.000 m. Stumm betrachtete ich die überwältigende Landschaft. Dann plötzlich tauchte zwischen den schneebedeckten Bergen ein Talkessel auf. Vor mir lag Kabul, die Hauptstadt Afghanistans. Die Stadt liegt auf einem Hochplateau inmitten zerklüfteter Berge.


Kabul Kabul
Kabul aus dem Flugzeug


Als ich nach Kabul flog, war das Genfer Afghanistan-Abkommen, das den vollständigen Rückzug der sowjetischen Besatzungstruppen einleitete, noch nicht in Kraft. Der Widerstandskampf der Mudschaheddin – der „Heiligen Krieger“ – war in vollem Gange. Sie schossen aus den umliegenden Bergen Kabuls immer wieder mit Stinger-Raketen auf landende Flugzeuge. Da diese Raketen auf Wärmeabgabe reagieren, wurden von unserer Maschine – die speziell für Afghanistan-Flüge umgerüstet worden war – entzündete Magnesiumkugeln abgeworfen. Um eine sichere Landung zu gewährleisten wurden wir zusätzlich während des Landeanflugs von mehreren russischen Mi-24 Kampfhubschraubern geschützt. Unsere Landung verlief glücklicherweise ohne Zwischenfälle.
Kabul Kabul Kabul
Um sich vor Raketen-Beschuss zu schützen, wurden während des Landeanflugs von den Flugzeugen Magnesiumkugeln abgeworfen; Kampfhubschrauber sicherten die Landung


Ein Land im Zeichen des Krieges


Afghanistan war seit alters her Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Hier fiel nicht nur Alexander der Große ein, sondern auch die Horden Tschingis Khans strömten in das Land, zerstörten die Städte und töteten oder verschleppten die Einwohner. Im 19. Jahrhundert wurde Afghanistan zum Pufferstaat zwischen den beiden damaligen Weltmächten: dem Britischen Empire und dem zaristischen Russland. Die Briten kämpften dreimal um die Kontrolle des Khaiberpasses, der die Verbindung nach Indien und Russland herstellte. Als sie 1839 erstmals in Afghanistan einmarschierten, wurden sie vernichtend geschlagen. Bei ihrem zweiten Vormarsch waren die Briten besser ausgerüstet. Rasch eroberten sie Kabul und diktierten den Afghanen ihre Bedingungen. Afghanistan wurde britisches Protektorat. 1893 wurde das Land durch die sog. Durandlinie geteilt und das südliche Gebiet der indischen Kronkolonie einverleibt. Im 3. Afghanisch-britischen Krieg im Jahre 1919 wurden die Briten geschlagen und das Land erhielt seine nationale Souveränität zurück.


Bis 1973 war Afghanistan ein Königreich. In diesem Jahr entmachtete Mohammad Daud Khan seinen Vater, Mohammed Zahir Schah, rief die Republik aus und fünf Jahre später fiel er einem Putsch der kommunistischen Demokratischen Volkspartei Afghanistans unter Führung Nur Mohammed Tarakis zum Opfer. Es folgte ein umfangreiches Wirtschafts- und Bildungsprogramm sowie eine Bodenreform. Die Kommunisten versuchten die traditionelle Stammesgesellschaft Afghanistans binnen kurzer Zeit zum modernen zentralistischen Staat sozialistischer Prägung umzuwandeln. Der regionale Widerstand der Stämme und Dorfgemeinschaften wuchs bald zu einer mächtigen bewaffneten Rebellion. Um einen Umsturz zu verhindern, marschierten am 27. Dezember 1979 sowjetische Truppen in Afghanistan ein. Der Einmarsch der Roten Armee wurde notdürftig durch ein sowjetisch-afghanisches Beistandsabkommen legitimiert und sollte die Regierung unter Babrak Kamal stützten. Viele der Afghanen schlossen sich nun zu Widerstandsgruppen zusammen und begannen einen erbitterten Guerillakrieg gegen die Rote Armee. 1986 wurde Babrak Kamal durch den ehemaligen Geheimdienstchef Mohammed Nadschibullah abgelöst, dem ebenfalls die Befriedung des Landes nicht gelang. Der „Allianz der afghanischen Mudschaheddin“ gelang es, den Russen zehn Jahre lang erfolgreich Widerstand zu leisten und schließlich im Jahre 1988 zum Abzug zu zwingen. In dieser Umbruchzeit besuchte ich das Land am Hindukusch.


Kabul Afghanistan

Kabul Afghanistan Kabul Afghanistan Kabul Afghanistan


Als ich nach Afghanistan reiste, bekämpften die Mudschaheddin mit aller Härte das von der Roten Armee gestützte Nadschibullah-Regime. Obwohl die Hauptstadt aus den Bergen immer wieder aus den umliegenden Bergen beschossen wurde, fühlte ich mich in Kabul sicher. Es schien als hätten sich die Menschen an den Krieg gewöhnt. Meine intensivste Erfahrung mit dem Krieg machte ich bei einem Ausflug zum Qargha-Lake (Garka-Lake). Der Staudamm befindet sich etwa 15 km westlich von Kabul am Paghman-Fluss. Ich schlenderte entlang der 30 m Staumauer und hatte einen herrlichen Blick auf den See und die kahlen Berge dahinter. Hier standen mehrere verlassene Panzer. Als in unmittelbarer Nähe mehrmals geschossen wurde, kehrten wir sofort nach Kabul zurück.


Qargha-Lake Afghanistan
Der Qargha-Lake liegt etwa 15 km westlich von Kabul


Besuch in der Hauptstadt


Kabul war schön im Februar, besonders wenn die späte Nachmittagssonne hinter den umliegenden schneebedeckten Bergen versank. Die Wahrzeichen Kabuls sind zwei Hügel, über die sich die Stadtmauer zieht: Koh-e-Scher-Darwasa, Berg des Löwentors, und Koh-e-Asamai, Berg des Himmels. Die Stadtmauer und die Berge sorgten seit jeher für Schutz und Sicherheit. Der Koh-e-Asamai liegt westlich des Zentrums. Er verläuft mit seinen drei Gipfeln mit den Höhen von 2126 m, 1975 m und 2110 m von Nordwest nach Südost. An seinen Hängen befindet sich der älteste Hindu- und Sikh-Tempel Kabuls. Der Koh-e-Asamai hat besondere Bedeutung für die hier lebenden Hindus und Sikhs. Zwischen Asamai und Sher Darwaza schlängelt sich der Kabulfluss.


Ein Meer von schmucklosen ein- und zweistöckigen Häusern aus Lehm breitet sich beiderseits des Kabul-Flusses aus. Die Stadt war seither ein wichtiger Karawanentreffpunkt. Hier trafen sich die Händlerkarawanen, die auf der Seidenstraße unterwegs waren. In strategisch günstiger Lage beherrscht Kabul die Passstraßen vom Industiefland über den Khaiberpass ins iranische Hochland. Über diese Straße zog einst Alexander der Große mit seinem Heer nach Indien. In umgekehrter Richtung marschierten zu Beginn des 16. Jahrhunderts Truppen des Mongulkaisers Babur nach Afghanistan und eroberten die Stadt. Sein Grab liegt am westlichen Stadtrand.


An den Berghängen beginnt das Wohnviertel für die meisten Einheimischen. Sie führen ein hartes und einfaches Leben. Die meisten Häuser waren aus Lehm, fensterlos und hatten höchstens ein Tuch vor einer Maueröffnung. Ausgebaute Straßen waren nicht erkennbar, Stromleitungen oder ähnliches auch nicht. Die Kanalisation war offen und befand sich in Form von Betongräben neben der Straße. Hier verrichteten die Einheimischen auf offener Straße ihre Notdurft.


Afghanistan Afghanistan
Afghanistan


Gleich neben der Altstadt besuchte ich einen Friedhof. Die Grabsteine waren meist nur einfache unbearbeitete Steinplatten auf denen nicht einmal der Name des Verstorbenen vermerkt war. Stehen diese Steinplatten parallel, so handelt es sich um das Grab eines Mannes, standen sie im rechten Winkel zueinander, um das Grab einer Frau. Überall neben den namenlosen Gräbern standen rote, grüne oder schwarze Fahren. Diese Farben symbolisieren Kampf, Unabhängigkeit und Freiheit.


Die Shar-e-Nau, die Neustadt, zieht sich am linken Flussufer bis zum Flugplatz hin. In der Neustadt befanden sich die europäisch geprägte Ministerien, Banken und Botschaften. In diesem Viertel lagen auch die meisten Hotels. Es gab Restaurants, Friseure und Kleidergeschäfte. Alles sehr einfach. In den Restaurants standen Holztische und gegessen wurde traditionell mit den Fingern. Zu den beliebtesten Gerichten zählten unterschiedliche Arten von Pilaw, einer Art aromatischen Reis, der mit Fleisch und Gemüse und Rosinen vermischt ist, Qorma (Soße aus Gemüse), Kebab, Ashak (mit Lauch gefüllte Nudeln) oder Mantu (Nudeln mit Fleischfüllung) sowie Nan (gesäuertes Brot).


Auf den Straßen fuhren alte japanische Autos und überall sah ich zitronengelbe, klapperige Taxis. Immer wieder fielen mir alte, buntbemalte Trucks auf. Durch die Bemalung soll der „Böse Blick“, der von Hexen, Furien und Dämonen ausgesandt wird, ferngehalten werden.


Ich wohnte während der zwei Wochen in Kabul im Stadtteil Nadir Shah Mena (Microrayon), einer Plattenbausiedlung mit westlichem Standard, d.h. mit Zentralheizung und Warmwasser. Hier wohnten vor allem Ausländer und höhergestellte Beamte.


Kabul Afghanistan
Kabul Afghanistan
Kabul Afghanistan
Kabul Afghanistan


Kabul – das war für mich vor allem die Chicken-Street, das Einkaufszentrum. Hier musste um alles gehandelt werden; die Preise waren mindestens um 100 Prozent zu hoch angegeben. Hier waren Händler der unterschiedlichsten Volksgruppen anzutreffen: Tadschiken, Usbeken, Inder und vor allem Paschtunen in traditioneller Tracht aus weiten gefalteten Hosen und lang über die Hüften reichendem Hemd. Die Füße steckten – auch im kalten Februar – meist barfuß in Halbschuhen. Die Männer saßen am Straßenrand vor ihren Ständen und Geschäften und tranken süßen Tee.


Afghanistan Afghanistan
Afghanistan
Afghanistan


Im Gegensatz zu den ländlichen Gebieten waren Frauen im öffentlichen Straßenbild Kabuls recht häufig anzutreffen. Manchmal traf ich kleine Gruppen vollverschleiert in sog. Burkas. Durch die Burka wird der Körper und das Gesicht der Frau vollständig verhüllt. Vor den Augen befindet sich ein schmales Netz. Die meist blauen Burkas sind die traditionellen Kleider der afghanischen Frauen. Aber auch westlich gekleidete Frauen mit locker umgebundenen Kopftüchern und unverschleierte Normaden waren in Kabul anzutreffen.


Auf dem Basar gab es so ziemlich alles zu kaufen: Kleidung, Bücher, alte Radios, Uhren, Uniformen, alte Gewehre, Dolche, Teppiche, Fahrräder, sogar das Metall von Raketen und Panzerteilen. Auch Schmuck und Halbedelsteine, vor allem der blaue und grüne Lapislazuli, für den die Minen Afghanistans seit der Antike berühmt sind, wurden angeboten.


Das höchste Gebäude Kabuls war damals das etwas abseits liegende Hotel Intercontinental. Das Hotel liegt auf einem Hügel mit herrlichem Blick auf die Stadt und die Berge des Hindukusch. Es war höher als die vielen Minarette der Moscheen und der Königspalast, von dem aus Zahir Schah, der letzte afghanische König, bis 1973 regierte.


Hotel Intercontinental Kabul
Hotel Intercontinental in Kabul


Die zwei Wochen in Kabul vergingen wie im Fluge. Überall wurde ich freundlich behandelt. Gerne hätte ich mehr von Land und Leuten kennengelernt, doch die Sicherheitslage ließ es nicht zu. Die sowjetischen Truppen bereiteten ihren Rückzug aus dem Land vor und die Mudschaheddin intensivierten die Angriffe. Beim Rückflug war ich erleichtert, als die Maschine so hoch war, dass uns keine Stinger mehr vom Himmel holen konnte.




Über den Autor:

ROGER - scuba diver, traveller, sportpilot, writer. Member of Travellers Century Club. Visit me: easydive24.de

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