Der Weg ist das Ziel - Etappe 6

Mittelalterlicher Jakobsweg Brandenburg - Von Berlin nach Wilsnack

"Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen." (Johann Wolfgang von Goethe)


Etappe 6: Von Protzen nach Barsikow

Startpunkt der fünften Etappe ist die Kirche von Protzen.

Die Kirche von Protzen







Zwischen Nackel und Rohrlack befindet sich das Grab der Kindsmörderin Dorthe Lisbeth Büsig, die ihr uneheliches Neugeborenes 1740 tötete und als Strafe enthauptet wurde. Normalerweise wurden nach der damaligen Blut- und Halsgerichtsordnung Kindesmörderinnen ertränkt, da sich jedoch in der Nähe von Nackel kein tiefes Wasser befand, wurde sie durch den Scharfrichter enthauptet. Ihre letzte Ruhestätte fand sie am Gericht zwischen Nackel und Rohrlack. Es dürfte eines der letzten Urteile dieser Art gewesen sein, denn 1747 wurde den Ortsgerichten das Blutgericht entzogen.


Zum Gericht am Kreuzweg schrieb Hanns Bornemann 1938 in der Dosse-Zeitung: "In der Ecke, den der Barsikower und der Nackeler Weg miteinander bilden, ist das Land seit zweihundert Jahren nicht bebaut worden. Gras wächst auf dem Dreieck, dessen Seiten so etwa zwanzig Schritt lang sind. Hier haben sie sie eingescharrt, die Dorthe Lisbeth Büsig, hier unter dem einsamen Himmel. Es war eine Ecke im Feld – nie wieder wurde das Grab wieder Acker. Allein musste sie hier ruhen, weit weg von jenen, die noch im Tode beisammen sind, eng bei eng auf dem Platz um die Kirche dem jüngsten Tage entgegenschlummernd. Sie hat gebüßt mit bösem Tod. Lest, was im Kirchenbuch darüber geschrieben steht:

„Überdies“- zuvor wurde von einem großen Viehsterben im Ort berichtet – „hat dies arme Dorf das Unglück gehabt, dass ein Mädchen Dorthe Lisbeth Büsig, eines Soldaten Tochter, die hier beim Durchmarsch ihrer Eltern zwar geboren, aber in Kyritz getauft ist, von dem Adolf Johann Neuendorf hier geschwängert, in den Dienst der Freifrau v. Lüderitz gekommen, welche dann leider ihr heimlich geborenes Kind mit einer etliche Mal um den Hals zugezogenen Schnur selbst als eine rechte Rabenmutter umgebracht, welches aber der gerechte Gott sofort des anderen Tages früh ließ kund werden, darauf sie ihren gebührenden Lohn empfing, der auch für die sonderliche Tat verdientermaßen nicht zu hart ist. Sie wurde enthauptet, der Leib auf das Rad gelegt und das Haupt oben angenagelt. Sie ging sehr freudig zum Tode und sehr wohl vorbereitet, wofür Gott ewig gedankt sei. Der barmherzige Gott möge dies vergossene Blut nicht vergelten. Alle, die es sahen, oder davon hörten, mögen von solchen und anderen Sünden natürlich abkehren. Der Mord geschehen am achtundzwanzigsten März 1740 des Abends. Die Exekution wurde vollzogen am achtundzwanzigsten Juni. Die Leiche wurde vom Scharfrichter im Sarg hinaus nach der Gerichtsstätte gefahren und begraben. Der Gott aller Gnade verhüte solche Selbstmorde und fördere uns zu seinem seligen Ende.“




Fotos: Steven Blum und Roger Blum

Quellen:
Rainer und Cornela Oefelein: OutdoorHandbuch Band 189 - Brandenburg: Mittelalterlicher Jakobsweg. Conrad Stein Verlag GmbH. 3.Auflage 2011





Etappe 1: Quer durch Berlin Auch in Berlin gibt es zahlreiche Pilgerwege. Am Alexanderplatz startet der 130 km lange Pilgerweg von Berlin nach Bad Wilsnack, der ein Verbindungsweg zum berühmten Jakobsweg ist. Er führt in Richtung Nordosten entlang weiter Felder und endloser Alleen zu einem der wichtigsten Pilgerziele des Mittelalter. [mehr]


Etappe 2: Tegeler Forst - Bötzow Durch den Tegeler Forst nach Heiligensee und dann nach Norden über Henningsdorf bis nach Bötzow führt diese Etappe des "Wunderblutwegs". Man lässt Berlin hinter sich und wandert auf meist einsamen Wegen durch die flache Brandenburger Landschaft. [mehr]


Etappe 3: Bötzow - Flatow Die Strecke von Bötzow nach Flatow durch den Krämerforst ist völlig unerschlossen. Stundenlang begegnet man keinen Menschen während man die Alte Poststraße Berlin-Hamburg entlangwandert. Der Weg führt auch an der legendären Reckins Eiche vorbei, an der vor 180 Jahren der alte Reckin aufgeknüpft wurde, der lange unentdeckt aus einer hohlen Eiche auf französische Soldaten schoß. [mehr]


Etappe 4: Flatow - Fehrbellin Die Strecke von Flatow nach Fehrbellin führt durch durch die feuchten Wiesen und Weiden des Rhinlurch, das aufgrund der hohen Zahl rastender Zugvögel internationale Bedeutung erlangt hat. An manchen Tagen im Herbst wurden hier schon mehr als 80.000 Kraniche und 60.000 Bless- und Saatgänse gezählt. Auch tobte in dieser Gegend 1675 die Schlacht von Fehrbellin. [mehr]


Etappe 5: Fehrbellin - Protzen In der Kirche Fehrbellin gibt es den ersten Pilgerstempel in den Pilgerpass. [mehr]


Etappe 6: Protzen - Barsikow Der Weg von Protzen nach Barsikow führt auch durch Läsikow, einem Ort mit düsterer Geschichte. Hier zwischen Nackel und Rohrlack befindet sich das Grab der Kindsmörderin Dorthe Lisbeth Büsig, die ihr uneheliches Neugeborenes 1740 tötete und daraufhin vom Neuruppiner Scharfrichter enthauptet wurde. [mehr]


Etappe 7: Barsikow - Kyritz Startpunkt der siebten Etappe ist die gotische Kirche in Barsikow, in deren Kirchturm seit 2012 eine Übernachtungsmöglichkeit für Pilger geboten wird. Die Feldsteinkirche stammt vermutlich aus dem 14. Jahrhundert. Zweihundert Meter entfernt an der Rohrlacker Straße zweigt an einem kleinen Rastplatz an einem Storchenmast ein Plattenweg nach Norden in Richtung Metzelthin ab. [mehr]


Etappe 8: Kyritz - Barenthin Das größte Städtchen auf dem Weg nach Wilsnack ist Kyritz. Die im Mittelalter entstandene Stadt lädt den Pilger zum Besuch des Franziskanerklosters und der Marienkirche ein, letztere mit schöner Statue der Anna Selbdritt, einem seltenen, zweiflügeligen Achatius-Altar und einem imponierend-gewaltigen, achteckigen Taufbecken. Weiter geht es über Feldwege bis Barenthin. [mehr]



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