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Das grüne Herz Indiens - Mit dem Hausboot durch Keralas Backwaters
Das Chaos und die Lautstärke der indischen Mega-Städte sind weit weg – auf den von Kokospalmen gesäumten Seen, Lagunen, Flüssen und Kanälen der Backwaters von Kerala zieht der Dorfalltag beschaulich vorüber. An den Ufern baden die Kinder, Männer fangen Fische und die Frauen waschen Wäsche und Kochgeschirr. Doch die Tropenidylle trügt. Das Wasser ist mit Chemikalien, Pestiziden und Kunstdünger verseucht, viele Familien leiden unter Trinkwassermangel.
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Wer die amphibische Landschaft des „Venedig des Ostens“ entdecken will, nimmt am Besten eines der traditionellen Hausboote.
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Im Hinterland der Malabarküste im südindischen Bundesstaat Kerala erstreckt sich eine weltweit einzigartige Landschaft: Die Backwaters, ein Gewirr aus Kanälen, Seen und Flüssen. Die verzweigten Wasserstraßen durchziehen ein riesiges Gebiet von Cochin im Norden bis Kollam im Süden auf einer Fläche von insgesamt 1900 Quadratkilometern. Mal sind die Wasserarme so schmal, dass selbst ein Kind darüber springen kann, mal vereinen sie sich zu größeren Seen. Der größte See von ihnen ist der 83 Kilometer lange, zum Arabischen Meer hin geöffnete Vembanadsee.
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Rund 1,8 Millionen Menschen leben hier am Wasser, vom Wasser und auf dem Wasser. Das Wasser/die Flüsse haben für die Bewohner eine große Bedeutung. Sie waschen sich in dem Flusswasser, putzen auch ihre Zähne mit dem Wasser, spülen das Geschirr und waschen ihre Wäsche damit. Kinder schwimmen, Fischer fischen, aber gleichzeitg geht auch die Toilette in den Fluss. Und ebenfalls der Müll wird, wenn er nicht stinkend vor dem Haus verbrannt wird, einfach im Wasser entsorgt. Er fließt ja weg. Ganz nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn.
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Frauen waschen im Wasser die Wäsche und das Geschirr
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Das Klima hier ist tropisch, die Höchst- und Tiefstwerte bewegen sich zwischen 23 Grad in der Nacht und 31 Grad am Tag. Zwischen April und September sorgt der Südwestmonsun für Regenfälle und Überschwemmungen. Ideale Bedingungen für den Anbau von Reis. So ist die Backwater-Region berühmt für ihre Reisfelder, die bis zu 2,2 Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Aber auch Kokusnüsse und Pfeffer werden hier angebaut.
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Rodungen und das Verbrennen von pflanzlichen Abfällen führen zu enormer Rauchentwicklung
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Der Transport der Ernte erfolgte über 15-20 Meter lange Lastkähne, die sogenannten Kettuvalams, die ohne einzigen Metallnagel zusammengefügt sind. Wie im Spreewald stakten die Fährleute seit Jahrhunderten mit langen Stangen die Kanäle entlang.
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Fast wären die Kähne von Lastwagen ersetzt und die Fährleute abgemustert worden, hätten nicht vor einiger Zeit ein paar findige Tourismusmanager das romantische Potential der Barken erkannt. Man funktionierte die Lastkähne zu schwimmenden Hotels mit hölzernen Aufbauten um. Das beschauliche Schippern durch die Wasserlilien wurde schick und mittlerweile tuckern Hunderte der schwimmenden Unterkünfte mit sanften 5 km/h-Tempo durch die Backwaters. Einige haben Platz für größere Familien mit Kindern, andere bieten neben einem Schlafzimmer für zwei Personen noch eine drei Mann starke Crew.
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Ein typisches Touristen-Hausboot in einem stark mit Wasserhyazinthen überwucherten Kanal. Basis dieser Boote sind alte Lastenkähne
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Mit den Hausbooten wuchs die Region zu einem der beliebtesten Touristenziele. Von Alleppey (heute Alappuzha) aus werden mehrstündige Bootsfahrten angeboten. Sie führen durchd die landschaftliche Schönheit mit den schier unendlichen Palmenwälder.
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Tourismusboom und Landwirtschaft haben aber auch ihre Schattenseiten. Früher war das Wasser der Backwaters so sauber, dass es als Trinkwasser verwendet werden konnte. Heute ist das nicht mehr möglich. Chemikalien, Pestizide und Kunstdünger aus der Landwirtschaft sowie das Kerosin der Ausflugsboote haben das Wasser stark verschmutzt. Der Ölfilm verstopft die Kiemen der Fische. Krokodile und Wanderfischarten sind bereits ausgestorben. Die in der Region vorkommenden Vogelarten sind bereits von einst 189 auf 66 zurückgegangen (2003). Wenn nicht bald Maßnahmen gegen die Wasserverschmutzung ergriffen werden, wird die biologische Vielfalt weiter dramatisch abnehmen.
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Quellen:
Aliki Nassoufis. Im Hausboot auf die ruhige Tour durch Indien. Aus: Die Welt (25.10.2011)
Christina Kamp: Südwestindien: Hausboot-Plage im Paradies - Wasserverschmutzung bedroht die berühmten Backwaters in Kerala. (www.tourism-watch.de. Abgerufen am 1.August 2016)
Swantje Strieder: Bootstour durch die Backwaters. Aus: Stern (23.9.2011)
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