Share On:Twitter Facebook
Birdwatching Sardinien

Naturerlebnis Sardinien

Birdwatching-Tour am Coghinas-Fluss



Sardinien mit seiner fast 2000 km langen Küste und herrlichen Stränden und Buchten ist nicht nur eine beliebte Badeinsel, sondern gilt auch als wahres Vogelparadies. Hier leben die bunten Bienenfresser und Eisvögel, in den Bergen kreisen Greifvögel wie Gänsegeier und die Lagunen vor der Küste sind Treffpunkt für eine Vielzahl von Wasservögeln. Im Sommer 2016 machte ich mich auf den Weg, um mir ein eigenes Bild von der Insel zu machen.


Birdwatching Sardinien


Ich unternahm eine Birdwatching-Tour an der Mündung des Coghinas-Flusses. Der im Zentrum Sardiniens entspringende Fluss wird an mehreren Stellen zu großen Seen aufgestaut. Ich hatte bereits Ausflüge an den Largo del Coghinas und den Largo di Casteldoria unternommen. Nun wollte ich eine geführte Birdwatchung-Tour an der Flussmündung bei Valledoria unternehmen. Hier sollen Eisvögel, Purpurreiher und Purpurhühner anzutreffen sein. Für die Tour waren zwei Stunden veranschlagt.


Coghina-Flusslauf
Coghina-Flusslauf


Am Ufer irrten einige Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) umher und in der brackigen und salzigen Flachwasserzone sah ich dutzende von Stelzenläufern (Himantopus himantopus). Diese eleganten und grazilen Watvögel sind durch ihr schwarz-weißes Gefieder, ihre langen, roten Beine und ihren dunklen, geraden Schnabel unverwechselbar.


Charadrius dubius Himantopus himantopus
Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) und Stelzenläufer (Himantopus himantopus)


Mit dem Boot fuhren wir flussaufwärts. Die Stelzenläufer teilten sich die Sandbank mit Möwen, Blässhühnern, Enten, Reihern, Kormoranen (Phalacrocorax carbo) und Krähenscharben (Phalacrocorax aristotelis). Letzte sind etwas kleiner und schlanker als Kormorane, werden aber aufgrund des ähnlichen Erscheinungsbildes oft mit ihnen verwechselt. Kormorane und Krähenscharben rasten oft gemeinsam auf niedrigen Felsen oder abgestorbenen Bäumen. Häufig sah ich sie mit ausgebreiteten Flügeln das Gefieder trocknend.


Phalacrocorax carbo
Kormoran trocknet das Gefieder


Zu unterscheiden sind beide Arten an der Kopfform. Während Kormorane einen kantigen Hinterkopf haben, haben Krähenscharben eine spitze Stirn. Des Weiteren haben Krähenscharben einen schlanken, matt gelblichen Schnabel; Kormorane dagegen einen kräftigen hellgrauen (nie gelben!) Schnabel. Aufgrund des teils massenweisen Auftretens vor allem im Winter werden die Kormorane zu einem ernstzunehmenden Problem für die Fischer. Die Vögel stehen allerdings zum Leidwesen der Fischer unter Schutz.


Phalacrocorax aristotelis Phalacrocorax carbo
Krähenscharbe (Phalacrocorax aristotelis) und Kormorane (Phalacrocorax carbo)


Eine Zwergdommel (Ixobrychus minutus) flog dicht über die Wasseroberfläche. Scheitel und Oberseite der Flügel waren schwarz mit einem auffälligen, hellen Flügelfeld. Die Zwergdommel ist die kleinste Reiherart. Vertreter der Reiherfamilie waren hier häufig anzutreffen, meist Graureiher (Ardea cinerea), Seidenreiher (Egretta garzetta) und Kuhreiher (Bubulcus ibis). Letzte sah ich in kleinen Gruppen auf Wiesen zwischen grasenden Kühen. Der Name ist Programm. Bestes Unterscheidungsmerkmal zwischen Kuh- und Seidenreiher sind die Füße. Der Seidenreiher hat gelbe Zehen in deutlichem Kontrast zu den dunklen Beinen. Der Fluss schlängelte sich und war an beiden Uferseiten von dichtem Schilf bewachsen. Dann plötzlich entdeckte ich hinter einer Flussbiegung ein Purpurreiher (Ardea purpurea). Doch ehe ich den Auslöser meines Fotoapparates drücken konnte, schwang er sich bereits in die Lüfte und flog mit einem etwas ruckartigen Flügelschlag davon. Dennoch konnte ich das braunviolette Federkleid, den dünnen Hals und den kleinen, flachstirnig in den Schnabel übergehenden Kopf deutlich sehen. Auf der Rückfahrt hatte ich nochmals kurz die Möglichkeit einen Purpurreiher zu sehen. Er war jedoch recht weit entfernt und im Schilf versteckt, so dass ebenfalls kein Foto möglich war.


Ardea cinerea
Ixobrychus minutus
Bubulcus ibis
Ardea cinerea
Graureiher (Ardea cinerea), Zwergdommel (Ixobrychus minutus) und Kuhreiher (Bubulcus ibis)


Ebenfalls unmöglich für mich zu fotografieren war der Eisvogel (Alcedo atthis). Das Ufer des Coghinas bietet dem kleinen farbenprächtigen Vogel ideale Brutmöglichkeiten. Mehr als ein halbes Dutzend Eisvögel habe ich auf der zweistündigen Tour sehen können, doch nie auf einer Warte sitzend sondern immer erschreckt das Weite suchend. Das grünlichblaue Schimmern des Gefieders machte die Vögel unverwechselbar. Ich sah auch den Eingang eines Eisvogelbaues an einem Steilufer. Der Eingang war durch die davor befindlichen Kotspuren deutlich zu erkennen.

Ein Höhepunkt der Tour war das Auswildern von drei juvenilen Brandgänsen (Tadorna tadorna).


Brandgänse Tadorna tadorna
Brandgänse (Tadorna tadorna)


Weiterhin sichtete ich ein Teichhuhn, Blässhühner, Ringel-, Turtel- und Felsentauben sowie eine Vielzahl an Möwen. An der Küste Sardiniens sind Möwen allgegenwärtig. Zumeist handelt es sich um Mittelmeermöwen (Larus michahellis). Aber bei genauerer Beobachtung entdeckte ich in der Gesellschaft der Mittelmeermöwen auch einige Korallenmöwen (Larus ausouinii). Letztere sind zwar kleiner, aber dennoch mit der Mittelmeermöwe leicht zu verwechseln. Die Korallenmöwe unterscheidet sich von der Mittelmeermöwe durch einen dunkelroten Schnabel, eine sehr dunkle Iris, dunkelgrauen bis grünlichen Beinen und nur einem schmalen weißen Flügelhinterrand. Dagegen hat die Mittelmeermöwe einen kräftigen gelben Schnabel mit rotem Gonysfleck und ganzjährig gelbe Beine. Häufig sah ich auch Lachmöwen (Chroicocephalus ridibundus). Sie sind deutlich kleiner als die Mittelmeermöwen und Korallenmöwen. Im Prachtkleid ist die Lachmöwe leicht an ihrem dunkelbraunen Kopf zu erkennen. Im Schlichtkleid ähnelt sie der ebenfalls auf Sardinien vorkommenden Dünnschnabelmöwe (Chroicocephalus genei). Die Lachmöwe hat jedoch einen deutlich ausgeprägteren dunklen Ohrfleck und einen kürzeren, roten Schnabel mit einer ausgedehnt dunklen Spitze. Dagegen besitzt die Dünnschabelmöwe nur eine kleine dunkle Schnabelspitze.
Larus michahellis Larus ausouinii
Mittelmeermöwe (Larus michahellis) und Korallenmöwe (Larus ausouinii)


Abschließend wurden wir mit einen herrlichen Sonnenuntergang verabschiedet.


Coghina-Flusslauf Coghina-Flusslauf Coghina-Flusslauf


Eine weitere längere Tour führte mich entlang der Westküste. Ich fuhr über Orosei zur Sinis-Halbinsel und dann nordwärts Richtung Alghero und Bosa vorbei am Kap Marargiu zurück nach Castelsardo in den Nordwesten Sardiniens.


Sylvia sarda
Sylvia sarda
Passer italiae
Saxicola rubicola
Sardengrasmücke (Sylvia sarda), Italiensperling (Passer italiae) und Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola)


Auf der Sinis-Halbinsel im Westen Sardiniens befindet sich das zweitgrößte Sumpfgebiet Italiens. Es ist charakterisiert durch flache Lagunen, Süßwasserseen, Salzpfannen und Salinen. In den Seen sind Rosaflamingos (Phoenicopteus ruber) und Löffler die auffälligsten Vögel. Nicht zuletzt diese Exoten locken immer mehr Birdwatcher nach Sardinien. Seit einigen Jahren sind vor allem im Süden der Insel aus Wintergästen Brutvögel geworden, die ganzjährig bleiben.

Die Lufthoheit aber haben die Greifvögel: Bussard, Rotmilan, Habicht, Sperber und Falken sind hier häufig anzutreffen. Seltener anzutreffen sind Stein-, Habichts- und Schlangenadler.


Greifvogel


An der Steilküste im Golf von Orosei gibt es eine Eleonorenfalken-Kolonie. Mit 200 Brutpaaren gilt sie als die größte Eleonorenfalkenkolonie der Welt. Ich machte mich auf den Weg an den Golf von Orosei.

Falken am Golf von Orosei Falken am Golf von Orosei Falken am Golf von Orosei
Falken am Golf von Orosei


Die von Birdern besonders geschätzten Beobachtungsgebiete liegen mit wenigen Ausnahmen alle an der Küste. So lockt zum Beispiel an der Küste zwischen Alghero und Bosa am Kap Marargiu eine Gänsegeierkolonie. Der Gänsegeier (Gyps fulvus) ist durch seine Größe mit einer Spannweite von bis zu 2,8 m und seinen deutlich zweifarbigen Flügeln kaum zu verwechseln. Kopf und Hals sind mit blass bräunlichen Daunen befiedert und eine gelblich weiße, flaumige Halskrause schmückt die Kehle. Etwa hundert Entulzus, wie die Gänsegeier auf sardisch heißen, sollen an den zerklüfteten Klippen am Kap Marargiu und im Gebiet um Bosa leben. Ich machte mich auf den Weg um die diese Giganten der Lüfte aus der Nähe beobachten. Die besten Sichtungen soll man auf der Küstenstraße zwischen Bosa und Alghero (SP49) haben. Dort angekommen schaute ich immer wieder in den Himmel und entlang der steilen Felswände, um einen dieser eleganten Vögel zu sehen. Doch der Himmel war leer. Kein einziger Geier ließ sich blicken. Ich suchte die Felsen nach Kotspuren ab, um vielleicht ein Nest zu sehen. Auch hier: nichts. Nach einigen Warten in der sengenden Sonne trat ich die Rückreise mit der Erkenntnis an, beim nächsten Mal an einer geführten Exkursion zum Gänsegeier-Watching teilzunehmen. Anbieter findet man in Bosa.


Kap Marargiu Kap Marargiu
Steilküste am Kap Marargiu – Lebensraum des Gänsegeiers


Weiter nördlich von Alghero, bei Torre del Porticciolo, präsentiert sich der Baratz-See als ornithologischer Hotspot. Er ist der einzige natürliche See Sardiniens.


Lago Baratz
Lago Baratz


Beobachtenswert sind auch die auf Sardinien vorkommenden Reptilienarten. Auf Sardinien lebt die Zwerg-Kieleidechse, die Gebirgs- und die Thyrrenische Mauereidechse, die Griechische Landschildkröte, die Breitrandschildkröte und einige Natternarten. Glück und Ausdauer braucht es, um den sardische Scheibenzüngler zu sehen, ein Froschlurch, der sonst nur noch auf Korsika vorkommt, sowie der endemische Schleuderzungensalamander und der ebenfalls nur hier vorkommende Hechtkopf-Gebirgsmolch.


Gebirgseidechse
Testudo marginata
Podarcis tiliguerta
Breitrandschildkröte, Gebirgs- und die Thyrrenische Mauereidechse


Abschließend ist zu sagen, dass Sardinien eine wunderschöne Insel für Naturliebhaber, Wanderer und Vogelbeobachter ist. Ich werde bestimmt wiederkommen.

Text/Fotos: Roger Blum






Das könnte Sie auch zum Thema BIRDWATCHING interessieren:


Vogelbeobachtung auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst (Deutschland) Die Region Fischland-Darß-Zingst hat sich zu einem europaweit bedeutsamen Vogelschutzgebiet entwickelt. Durch Inseln und Halbinseln von der offenen Ostsee abgetrennte Lagunen, die Bodden, sind das Markenzeichen der Region. Viele Vogelarten nutzen diese Landschaft der als Rast- und Brutquartier... [mehr]
Birdwatching Dubai
Ab in die Wüste - Vogelbeobachtung in den Vereinigten Arabischen Emiraten (Dubai) Wüstensand und Sonne haben die Vereinigten Arabischen Emirate im Überfluss. Doch hier sind auch interessante Vogelbeobachtungen möglich. Die beiden Küsten entlang des Persischen Golfes und des Golfes von Oman mit ihren flachen Lagunen und Salinen sind auch Durchzugs- und Überwinterungsgebiet für eine Vielzahl von Vogelarten. [mehr]



VOGELSCHUTZGEBIET ESTANY DE CANYAMEL (MALLORCA)

NATURSCHUTZGEBIET VENDICARI (SIZILIEN)

DER NATURPARK S'ALBUFERA (MALLORCA)

BASSTÖLPEL AUF HELGOLAND



Vogelbeobachtung auf Hiddensee (Deutschland) Die deutsche Ostseeinsel Hiddensee gilt als Vogelparadies und ist für Ornithologen erstklassiges Beobachtungsgebiet. Die flachen Boddengewässer der vorpommerschen Küste sind Tummel- und Rastplatz vieler Vogelarten und das wichtigste Überwinterungsgebiet für Wasservögel im gesamten Ostseeraum... [mehr]

Auf Adlersafari im Müritz-Nationalpark (Deutschland) Mitte des vergangenen Jahrhunderts drohten die Adler in Deutschland noch auszusterben. Heute haben sich die Bestände wieder erholt und man kann am Ufer des Rederangsees im Müritz-Nationalpark Fisch- und Seeadler beobachten, die für ihren Nachwuchs das Frühstück aus dem Wasser ziehen... [mehr]

Reiseziele

Europa
Nordamerika
Karibik, Mittel- und Südamerika
Afrika
Asien
Australien und Neuseeland

ANZEIGE


Was ist das? - Online-Tierbestimmung

Säugetiere
Meeresbewohner
Vögel
Spinnen
Reptilien
Amphibien
Schmetterlinge
Libellen
Sonstige Insekten



ANZEIGE

Flug verspätet / gestrichen?
Ab 3 Stunden Flugverspätung haben Sie Recht auf Entschädigung.
Jetzt bis zu 600 Euro einfordern - sogar noch 3 Jahre rückwirkend!

www.rechtsanwalt-blum.de